Malaysia

Malakka – kolonialer Charme in Asien

Ein Besuch in Malakka (malaiisch Melaka) gehört für jeden, der die malaiische Halbinsel besucht, zum Pflichtprogramm. Die geschichtsträchtige Küstenstadt an der Straße von Malakka verleiht selbiger nicht nur ihren Namen, hier tummelten sich auch die ersten Einwanderer aus Ländern der europäischen und asiatischen Kolonialmächte. Nicht zuletzt deshalb versprüht die Stadt heute ihr unvergleichliches, multikulturelles Flair. Gemeinsam mit Georgetown auf der Insel Penang wird Malakka seit 2008 auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe geführt.

Hauptplatz von Malakka

Anreise

In Kuala Lumpur ließen wir uns vom Hotel per Grab Taxi (Taxi-App für Südostasien) zum TBS Bus Terminal in der Nähe des Flughafens bringen Im großen 50er Bus fuhren wir über die dreispurige, gut ausgebaute Autobahn von KL nach Malakka und hatten nach weniger als zwei Stunden unser Ziel am dortigen Busbahnhof erreicht. Von dort war es per Taxi nicht weit zum Hotel. Vorsicht! Auf Busbahnhöfen funktioniert Grab häufig nicht und so versuchen „normale“ Taxifahrer unwissenden Neuankömmlingen eine Fahrt zum doppelten Preis zu verkaufen.

Tipp: Gepäck schnappen und das Gelände verlassen. Schon 100 Meter klappt es dann mit Grab!

Faktencheck Malakka

Malakka zählt heute ca. 370.000 Einwohner und liegt etwa 150 Kilometer südlich von Kuala Lumpur, an der Westküste der malaiischen Halbinsel. Zwischen jener und der indonesischen Insel Sumatra verläuft eine der wichtigsten Schiffsverbindungen weltweit, die Straße von Malakka. Täglich passieren etwa 2.000 Schiffe diese Wasserstraße. Sie verbindet Andamanensee und Südchinesisches Meer – Singapur und Kuala Lumpur sind die Haupthäfen, aber auch für China, Thailand, Indonesien und andere asiatische Staaten spielt diese Handelsroute eine wichtige Rolle. Immerhin werden ca. 25% der weltweit auf dem Wasserweg transportierten Handelsgüter über diese Meerenge verschifft.

Geschichtsabriss

Der natürliche Hafen von Malakka, seine strategisch günstige Lage und die reichen Zinnvorkommen im Hinterland lockten schon früh Händler und Siedler in die Gegend. Ursprünglich von Chinesen gegründet, entwickelte sich Malakka rasch zu einem wichtigen Handelshafen für Inder, Araber und Chinesen. Die Vorherrschaft der Chinesen löste im 15. Jahrhundert ein aus Indien geflüchteter Hindufürst, ein Günstling der Chinesen, ab. Nach der Heirat einer Sultanstochter trat er zum Islam über und gründete das Sultanat Malakka. Dieses Ereignis begründete nach weitläufiger Meinung die islamische Geschichte Malaysias.
Anfang des 16. Jahrhunderts erreichten portugiesische Seefahrer erstmals Malakka und eroberten bald darauf die Stadt. Doch auch die Kolonialherrschaft der Portugiesen währte nicht lang. Schon 150 Jahre später eroberten die Niederländer Malakka und sollten bis ins 19. Jahrhundert bleiben. Die Briten lösten wiederum die Holländer ab und erklärten die Malaiische Halbinsel zur britischen Kolonie, die sie bis zur Unabhängigkeit im Jahr 1957 blieb.

Was bis heute geblieben ist, sind vor allem architektonische Zeugen jener Zeit. Die erste portugiesische Festung „La Famosa“, die berühmten Stadthäuser der Niederländer und zahlreiche Bauten der Briten. Aber auch Chinesen, Araber und Inder hinterließen ihre Spuren. Wo sonst kann man in einem Stadtspaziergang sechs Jahrhunderte Kolonialgeschichte vielfältigster Einflüsse durchlaufen?

Stadtspaziergang durch Malakka

Der Malakka River teilt die kleine, überschaubare Altstadt in zwei Hälften, seine Uferpromenaden laden zum ausgedehnten Flanieren ein. Gerade noch kriecht ein riesiger Waran am Ufer, schon düst ein Ausflugsboot voller Touristen über den ruhigen Fluss. Zu beiden Seiten laden hippe Lokale zum Verweilen ein. Ein kühles Bier in tropischer Hitze und dabei Kultur und Geschichte atmen – was kann falsch daran sein? Wir haben Sightseeing selten gemütlicher erlebt als in Malakka.

Hauptplatz – der „rote Platz“

Besonders sehenswert sind die Gebäude, die aus der Zeit der niederländischen Kolonialherrschaft stammen (s. Titelbild). Am Hauptplatz, dem sogenannten „roten Platz“ wurden alle Gebäude ziegelrot gestrichen, ein Relikt aus der britischer Herrschaftszeit. Diese Tradition wird bis heute beibehalten. Die ikonische Christ Church, heute anglikanische Kirche, stammt aus dem Jahr 1753, das ehemalige Rathaus Stadhuys beherbergt heute ein Museum, der rote Uhrturm und der Victoria Fountain bilden ein traumhaft schönes Ensemble am malerischen Hauptplatz.

La Famosa

Ältestes Zeugnis europäischer Geschichte ist wohl die portugiesische Festungsanlage La Famosa aus dem 16. Jahrhundert. Von ihr haben die Briten allerdings nicht mehr als einen Turm übrig gelassen.

St. Paul’s Church

Erklimmt man den Hügel zwischen dem Stadthuys und La Famosa gelangt man bald zur älteste Kirche Malakkas. Heute eine beeindruckende Ruine ohne Dach, ist sie doch sehr interessant und wert besichtigt zu werden. Im Inneren des charismatischen Gebäudes erzählen Inschriften auf alten Grabsteinen die Geschichten der ersten europäischen Siedler.

Chinatown

Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich verschiedene Stadtviertel: Chinesen, Inder, Araber und Europäer drückten der Stadt ihren Stempel auf. Die Chinatown Malakkas ist sehr gut erhalten. In einem der zahlreichen, historischen, chinesische Wohnbauten ist das Baba Nyonya Heritage Museum untergebracht. Außerdem findet man hier mehrere chinesische Tempel; einer davon ist der älteste Malaysias, der 1645 gegründete Cheng-Hoon-Teng-Tempel. Auch er zählt zum UNESCO Weltkulturerbe.

In derselben Straße, die hier ebenso wie in Georgetown Straße der Harmonie genannt wird, finden wir außerdem eine muslimische Moschee und einen buddhistischen Tempel. Und wie schon in Georgetown auf Penang wurden wir auch hier Zeugen gelebter Toleranz, einem friedlichen und respektvollen Nebeneinander der Kulturen und Religionen wie man es sich für die ganze Welt wünschen würde.

Kehrseite der Medaille

Die kleinen Gassen der Altstadt bilden schöne Flanierstrecken für Touristen. Viele historische Gebäude wurden nach strengen Unesco-Vorgaben denkmalgeschützt renoviert. Leider sind die Lebenshaltungskosten in der Innenstadt entsprechend in die Höhe geschossen und viele ehemalige Besitzer mussten ihre Häuser verkaufen. Heute findet man auch zahlreiche leerstehende Gebäude in der Altstadt. Dennoch ist der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle für die Bewohner der Stadt.

Stadteindrücke …

Weiterreise nach Singapur

So wie wir von Kuala Lumpur nach Malakka gekommen waren, fuhren wir vom Busbahnhof Malakka direkt nach Singapur. Die Tickets haben wir unmittelbar vor der Abfahrt am Busbahnhof gekauft. Im Vorfeld kann man sie auch online erstehen, hat aber dadurch keine finanziellen Vor- oder Nachteile. Den Preis bestimmt der Anbieter. Wir sind mit Derima gefahren. Preis pro Person 26 Ringgit (5,65 Euro). Im großen, bequemen Bus ging es auf der modernen Autobahn, (leider) vorbei an zahlreichen Palmölplantagen, Richtung Singapur. Wie die Einreise in den Stadtstaat Singapur vonstatten ging und wie es uns dort erging, lest ihr im Beitrag über Singapur!

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