In Zeiten von COVID-19 haben wir uns die Entscheidung, ins Ausland zu reisen, nicht leicht gemacht. Die negative Berichterstattung macht nicht unbedingt Mut und Lust auf Urlaub jenseits der heimatlichen Grenzen. Nach sorgfältiger Abwägung des Infektionsrisikos, entschieden wir uns letztendlich doch für die geplante Reise nach Kroatien. Die Ansteckungsgefahr an einem österreichischen See war immerhin mindestens genauso hoch, wenn nicht sogar noch höher. Unsere Wahl fiel auf die kroatische Insel Lošinj in der Kvarner Bucht, die für Aktivurlauber viel zu bieten hat.
Für uns war es die erste große Ausfahrt mit unserem eigenen Campervan „Bruno“, einem VW T4, den wir in der Zeit des Corona Lock Downs vom Transporter zum bequemen Campingbus für vier Personen umgebaut hatten. Abgeschaut hatten wir uns den „Ausbauplan“ von jenen Vans, die wir in Australien und Neuseeland gemietet hatten.
„Mali Losinj – Island of Vitality“
So lautet der Slogan der kroatischen Tourismusbehörde, und das nicht zu unrecht! Hier findet man alles, was das Sportlerherz begehrt: von idealen Windverhältnissen für Windsurfer und Segler bis hin zum alljährlich stattfindenden Mountainbike Downhill Word Cup. Darüber hinaus laden die zahlreichen wunderschönen Meeresbuchten und die geschichtsträchtigen Küstenstädtchen zum Ausruhen, Genießen und Bummeln ein.
Anreise von Niederösterreich nach Losinj
Öffentliche Verkehrsmittel
Das kroatische Kleinod in der Kvarner Bucht ist sowohl öffentlich, als auch mit dem Auto gut erreichbar. Zug oder Bus (Flix Bus) steuern Rijeka, die Bezirkshauptstadt in der Kvarner Bucht an. Mit der Fähre setzt man bequem nach Lošinj über. Eine weitere Fähre verkehrt zwischen Lošinj und Istrien (Pula).
Individualverkehr
Reist man privat an, durchquert man von Österreich kommend zunächst Slowenien bevor man nach Kroatien gelangt. Da wir Staus an den Grenzen umgehen wollten, wählten wir eine Strecke über die Landstraßen im Osten Sloweniens. Im übrigen umgeht man so auch die slowenische Autobahngebühr, die für umgebaute Transporter genauso hoch ist, wie jene für LKWs. Die Grenze zwischen Slowenien und Kroatien war so unscheinbar, dass wir deren Überquerung nur anhand von Google Maps erkennen konnten; nicht einmal ein kleiner Grenzposten war eingerichtet. Das war wohl die größte Überraschung in der angespannten Corona-Zeit. Aber Desinfektionsmittel und Mundmasken sollten auch in Kroatien unsere täglichen Begleiter sein.
Über die gut ausgebaute kroatische Autobahn fuhren wir Richtung Rijeka. Die Brücke zur Insel Krk war ausnahmsweise kostenfrei passierbar. Nach Durchquerung von Krk setzten wir ohne erhebliche Wartezeit mit einer Fähre nach Cres über. Die Inseln Cres und Lošinj sind in der alten Stadt Osor mit einer kleinen Brücke verbunden – nach 11 Stunden Autofahrt hatten wir unser Ziel erreicht!
Unterkünfte auf Losinj
Hotel, Ferienapartment & Camping
Auf Lošinj gibt es neben zahlreichen privaten Unterkünften (Apartman) auch Hotels jeder Preisklasse. Mit unserem Bruno hatten wir es natürlich auf einen Campingplatz abgesehen, denn „wild“ campen ist in Kroatien leider verboten. Campingplätze stehen auf der kleinen Insel gleich mehrere zur Wahl, darunter auch FKK-Plätze, und welche, an denen Haustiere gestattet sind.
Folgt man der Straße bis nach Mali Lošinj, der größten Stadt der Insel, tauchen nach und nach Campingplätze auf. Camping Čikat liegt direkt am Meer in der gleichnamigen Čikat Bucht unweit des Stadtzentrums von Mali Losinj. In der Hauptsaison sind die Stellplätze hier aber unverschämt teuer, was wohl einem riesigen Wasserpark geschuldet ist, der sich am Gelände des Campingplatzes befindet. Camping Čikat bietet Platz für mehr als 3.000 Gäste und ist ganzjährig geöffnet. Auf den idyllischen Küstenwegen sind alle Beach-Bars sowie die Surfschule Sunbird Losinj in der Čikat Bucht gut erreichbar. Für Reisende ohne eigenen fahrbaren Untersatz ist er trotz des hohen Preises eine gute Wahl, da er sich in unmittelbarer Nähe zur Stadt, zu Haltestellen des öffentlichen Verkehrsnetzes und zum Strand befindet.
Wir haben unsere Zelte am Campingplatz Rapoca in Nerezine aufgeschlagen. Auch dieser Platz liegt direkt am Meer. Strom, Trinkwasser, Sanitärräume, Waschmaschinen, Schattenplätze und kostenloses WIFI runden das Angebot ab. Das kleine Fischerdorf Nerezine verfügt über nette Restaurants und Cafés am Hafen und ausreichend Einkaufsmöglichkeiten. Das Preis-Leistungsverhältnis ist hier ausgewogen.
What to do on Losinj?
Windsurfen in Mali Losinj
Die Surfschule Sunbird Losinj ist DIE Adresse für alle Wind-Surfbegeisterten in Kroatien. 1981 von Elmar Vogel gegründet gilt sie als älteste Surfschule Kroatiens, wenn nicht sogar der gesamten Adria. Die Kurse werden hier unter Einhaltung höchster Qualitätskriterien in kroatischer, deutscher und englischer Sprache abgehalten. Dabei werden die Gruppengrößen mit maximal sechs bis acht Personen klein und überschaubar gehalten. Der Beginner-Windsurfkurs mit Prüfung zur Erlangung des international anerkannten Surfscheins dauert fünf Tage zu jeweils drei Stunden Theorie- und Praxisunterricht. Die Lizenz berechtigt zum Leihen von Equipment auf der ganzen Welt. Neben Windsurfkursen werden auch Katamaran- und SUP-Kurse in unterschiedlichen Ausmaßen und für alle Altersgruppen angeboten. Außerdem können Besucher hochwertiges Equipment bei Sunbird leihen.
Einsteigerkurs & Prüfung
Unsere kleine aber feine Gruppe umfasste vier Kinder und vier Erwachsene. Surf-Instruktorin Lotte aus Oberösterreich hatte nicht nur viel Geduld und Fingerspitzengefühl, sie konnte auch sehr gut mit Kindern umgehen und schaffte es stets, unsere Truppe beisammen zu halten. In täglichen Einheiten erfuhren wir alles, was im Windsurfsport wichtig ist. Vom Aufbau des Riggs (Segels), Benennung aller Teile des Materials bis zum Surfen selbst – Grundstellung, Wende, Halse. Grundlegendes zum Thema Segeln wie Windbeobachtung, Vorrangregeln auf dem Wasser, Kennenlernen einiger Seemannsbegriffe und -knoten gehören natürlich dazu.
Die Čikat Bucht eignet sich für Anfänger ganz wunderbar, da hier Wind und Strömungen weniger stark ausgeprägt sind als draußen am Meer. Neben der wunderbaren Location glänzt Sunbird Losinj mit einem fantastischen Team. Alle Instruktoren und Helfer sind nicht nur top ausgebildet, sondern bilden auch eine Wohlfühl-Community. Die Surfer-Dude-Vibes springen automatisch auf die Teilnehmer der Kurse über und alle fühlen sich sofort zugehörig.
Passt man fünf Tage lang gut auf, studiert die Unterlagen ein wenig und stellt sich am Wasser halbwegs gut an, ist die Prüfung zu schaffen. Wir träumen schon jetzt vom Fortgeschrittenenkurs im nächsten Jahr …
Aktivitäten im Meer um Mali Losinj
Wahrscheinlich ist es auch der Corona-Krise geschuldet, dass das Wasser hier so klar ist, dass man sogar in den Häfen bis zum Grund sehen kann. Da springt man gern ins kühle Nass. Lošinj ist übrigens auch berühmt für Delphin-Sichtungen. So werden unter anderem entsprechende Bootstouren angeboten. Nach unserem leider negativen Erlebnis solch einer Tour auf Bali scheuen wir derartige Ausflüge und lassen die Tiere lieber in Ruhe.
Vielerorts kann man auch SUP-Boards, Boote, Surfausrüstung u.ä. leihen.
Auch Taucher kommen auf Lošinj auf ihre Kosten, denn die Unterwasserwelt ist hier noch weitgehend intakt – von Mönchsrobben über Delphine bis hin zu Mantarochen sind viele Meeresbewohner zu sehen.
Radfahren & wandern in Mali Losinj
Wandern mit allen Sinnen – Sveti Mikul
Die Insel Lošinj ist in Nord-Süd-Ausrichtung vom Osoršćica Gebirge durchzogen, dessen höchste Gipfel 589 Meter über Seehöhe liegen. Gleich hinter Nerezine, wo unser Campingplatz Rapoca lag, befindet sich einer der höchsten. Die Wanderung zur Kapelle Sveti Mikul (auch Sveti Nikola) offenbart die karge Schönheit der Insel. Den Grundstein für die touristische Relevanz des Osoršćica Gebirges als Wanderziel legte im Jahr 1887 Kronprinz Rudolf II. von Österreich, dessen Besuch mit Gedenktafeln gewürdigt wird.
Neben den gut markierten Wanderwegen gedeihen auf den steinigen Hängen duftende Wildkräuter – die Aromen von Salbei und Thymian erfüllen die ganze Luft. Der Gesang der Zikaden und das sporadische Meckern der Ziegen begleiteten uns bis zum Gipfel. Die Wanderung für alle Sinne erreichte ihren Höhepunkt am Gipfel mit einem fantastischen Ausblick über das gesamte Archipel bis nach Istrien. Besonders schön ist der Sonnenuntergang hier oben. Achtung! Rechtzeitig losmarschieren. Wir haben übrigens etwas länger gebraucht als die auf den Schildern angegebene Zeit von einer Stunde. Für den Heimweg Stirnlampe nicht vergessen.
Mit dem Rad zur Berghütte Sankt Gaudentius
Die Insel ist recht gebirgig, aber die Straßen gut ausgebaut. Allerdings sollte man Radtouren eher auf die Morgenstunden legen, da es dann noch kühler ist. Auf den Hauptverkehrswegen ist oftmals viel los, überholt wird häufig sehr knapp. Wir empfehlen daher Touren abseits dieser Wege. In der Rezeption unseres Campingplatzes erhielten wir eine Karte mit allen Wander- und Forstwegen der Insel. Unsere Wahl fiel auf eine Tour zur Berghütte Sankt Gaudentius (Sveti Gaudent).
Der Forstweg beginnt im Norden der Insel, beim westlich gelegenen Campingplatz von Osor. Auf der breiten Schotterstraße geht es in Serpentinen stetig den Berg hinauf. Immer wieder bieten sich tolle Aussichten auf die Insel Cres, die antike Stadt Osor und das umliegende Meer – ein Ausflug, der sich wirklich lohnt.
Übrigens gibt es auch tolle Uferpromenaden, die sich für Radausflüge oder zum Joggen eignen, zum Beispiel bei Nerezine. Ein besonders idyllischer verläuft zwischen den Städten Mali Lošinj und Veli Lošinj.
Stadtbesichtigungen
Mali Losinj
Obwohl das kroatische Adjektiv mali auf Deutsch klein bedeutet, ist Mali Lošinj heute die größte Stadt der Insel. Sie zählt etwas mehr als 6.000 Einwohner und ist sehr beliebt bei Seglern und Urlaubern. Das große Hafenbecken bietet Schiffen schon seit jeher Schutz vor Stürmen. Die Stadt war einst berühmt für den Segelschiffsbau, was sich bis heute im Wappen widerspiegelt. Der Hafen wird von einer gepflegten Promenade umrahmt, an der zahlreiche Restaurants, Cafés und Bars um die in diesem Sommer wenigen Touristen buhlen.
Museum des Apoxyomenos
An der Hafenpromenade liegt das modern gestaltete, 2016 eröffnete Museum des Apoxyomenos. Es ist einzig der Bronzestatue eines antiken griechischen Athleten gewidmet, die in den 1990er Jahren von einem belgischen Hobbytaucher unweit der Küste Mali Lošinjs auf dem Meeresgrund in 45 Metern Tiefe entdeckt wurde. Im Museum wird die Geschichte der Statue – von der griechischen Antike bis hin zur Bergung und Restauration Anfang der 2000er Jahre – beleuchtet.
Das Museum ist ansprechend und interessant gestaltet und gehört zum Besuch Mali Lošinjs einfach dazu.
Sonnenuntergang über Mali Losinj vom Aussichtspunkt Providenca
Hinter Mali Lošinj auf einer kleinen Anhöhe befindet sich der Aussichtspunkt Providenca. Von hier oben hat man einen fantastischen Blick auf Mali Lošinj bei Sonnenuntergang, allerdings nur gegen Bezahlung oder Konsumation eines Getränks. Der Eintritt beträgt 20 Kuna (ca. 3 Euro), ein Getränk kommt auf ca. 30 Kuna. Wie dem aus sei, der Ausblick lohnt den Eintritt.
Veli Losinj
Veli Lošinj (veli bedeutet auf Deutsch groß) liegt in einer schmalen Bucht an der Südostseite der Insel, nur wenige Kilometer von Mali Lošinj entfernt. Bunte alte Häuser umrahmen den Hafen und verleihen dem Städtchen sein charakteristisches Aussehen. Einst war Veli Lošinj größer als Mali Lošinj, obwohl die Namen anders vermuten lassen. Aufgrund des günstiger gelegenen Hafens entwickelte sich Mali Lošinj aber schneller. Heute zählt das ruhigere Veli Lošinj etwa 1.000 Einwohner.
Bereits im 19. Jahrhundert erkannten österreichische Mediziner die klimatisch günstige Lage Mali und Veli Lošinjs und erklärten die Orte offiziell zu Heil- und Kurorten. Sogar Kaiserin Elisabeth I. von Österreich-Ungarn hielt sich 1891 zu Erholungszwecken in Veli Lošinj auf.
Osor
Osor ist die älteste Stadt von Cres und Lošinj. Bereits in der Antike gab es hier eine bedeutende Siedlung. 1498 wurde die heute recht dominante Kathedrale von Osor errichtet. Seine Blütezeit erlebte Osor im Mittelalter mit rund 30.000 Einwohnern. Heute leben hier weniger als 100 Einwohner. Wichtigste Einnahmequelle ist der Tourismus.
Der idyllische Ort Osor mit seinen mittelalterlichen Gässchen, seinen steinernen Häusern und der alles überragenden Kirche liegt eigentlich noch auf Cres, nördlich von Lošinj. Die beiden Inseln waren einst ein Eiland, wurden aber an der Engstelle bei Osor von den Römern durch eine Schiffspassage getrennt, die bis heute besteht. Die beiden Inselteile sind durch eine kleine eiserne Drehbrücke verbunden, die nur zwei Mal täglich für jeweils eine Viertelstunde geöffnet wird und so die Umseglung von Lošinj und Cres für kleine Boote und Schiffe erspart.
Nerezine
Nerezine ist der erste Ort, den man erreicht, wenn man von Cres nach Lošinj kommt. Markant sind Franziskanerkirche samt Kloster aus dem 15. Jahrhundert. Nerezine ist heute ein ruhiger, kleiner Fischerort mit alter Bootswerft. Er verfügt über zwei Campingplätze, zwei kleine Familienhotels und einige Apartments. Wir haben zwei Wochen am Campingplatz Rapoca direkt am Meer verbracht und von hier die Insel entdeckt.
Resümee
Das kroatische Kleinod südlich der Kvarner Bucht ist wohl eine der schönsten Inseln der Adria. Hier findet man …
- 200 heimische Exemplare des Großen Tümmlers (Delphins)
- 1.018 Pflanzenarten, darunter 230 Arten von Heilkräutern
- mehr als 200 Spazier-, Wander- und Radwege
- über 200 Sonnentage pro Jahr
- 112,7 Kilometer Küste