Gibt es eine geheimnisvollere Spezies als Schnabeltiere? Als europäische Siedler Ende des 18. Jahrhunderts zum ersten Mal ein ausgestopftes Schnabeltier nach Europa schickten, glaubte man dort an den Scherz eines begabten Präparators. Ein eierlegendes Säugetier mit Giftsporn und Schwimmhäuten? Einer Legende der Aborigines zufolge sind Schnabeltiere die Nachkommen eines Entenweibchens und eines Schwimmrattenmännchens. Wie man es auch dreht und wendet, eines steht gewiss fest: Das Schnabeltier zählt zu den außergewöhnlichsten Tierarten der Welt. Ein Besuch des Broken River im Eungella Nationalpark im Mackay Council im Australischen Bundesstaat Queensland, einem der letzten Refugien dieser selten gewordenen Tierart, stand deshalb ganz oben auf unserer Bucket List für Australien.
Eine Nacht im Bushcamp
Vom Kängurustrand bei Cape Hillsborough kommend kämpfte sich unser Van tapfer in das Bergmassiv des Eungella Nationalparks hinauf. Die letzten fünf Kilometer führten über steile Straßen mit zahlreichen Serpentinen auf eine Höhe von mehr als 1.200 Metern über Meeresniveau. Die Nacht wollten wir am Broken River Bushcamp verbringen.
Wie in vielen Nationalparks in Australien existieren auch hier einfache Campingmöglichkeiten, die von Park-Rangern betreut werden. Von Bundesstaat zu Bundesstaat variieren die Registrierungsbestimmungen. Für eine Übernachtung am Broken River Bushcamp muss man sich zunächst online kostenlos auf der Seite der QLD Nationalparks registrieren. Mit diesem Zugang kann man alle Nationalpark-Campingplätze im Bundesstaat Queensland nutzen. Online-Buchung und Bezahlung per Kreditkarte ermöglichen dabei eine flexible Handhabe.
Das Camp verfügte über zwei Plumpsklos, ein Waschbecken mit kaum Wasserdruck, keine Mülltonnen, keinen Strom, einen Lagerfeuerplatz, keinen Grillplatz, nicht einmal Kaltwasserduschen. Dafür bezahlten wir 6,40 AUS $ pro Person bzw. 26 AUS $ pro Familie. Verglichen mit einem kommerziell betriebenen Campingplatz wohl ein schlechter Deal. Bedenkt man allerdings, dass man damit den Betrieb der Nationalparks unterstützt, kann man sein Geld wohl nicht besser investieren. Tja, was tut man nicht alles für „Perry, das Schnabeltier“?
Leise, ganz leise …
Wir befanden uns in der Abgeschiedenheit und Ruhe der Natur – der Broken River lag gleich nebenan. Der Fußweg neben dem Fluss ist wunderschön und informativ gestaltet. Wenn man sich sehr ruhig verhält, kann man tatsächlich Schnabeltiere sehen. Morgens und abends tauchen sie immer wieder mal auf, um Luft zu holen. Aufsteigende Luftbläschen verraten, wo sie als nächstes an die Wasseroberfläche kommen (s. rote Markierung im Bild unten). Leider sieht man sie nur sehr kurz, denn die meiste Zeit verbringen diese geheimnisvollen Tiere unter Wasser. So leise waren die Kinder selten.
Ein paar Fakten über das Schnabeltier
Der Körperbau des Schnabeltiers ist flachgedrückt und stromlinienförmig. Es erinnert ein wenig an einen flach gebauten Biber; so verfügt es auch über einen platten Schwanz. Körper und Schwanz sind mit braunem, wasserabweisendem Fell bedeckt. Die Füße tragen Schwimmhäute. Die Körperlänge der Schnabeltiere beträgt rund 30 bis 40 Zentimeter, der Schwanz, der als Fettspeicher verwendet wird, ist 10 bis 15 Zentimeter lang. Wie bei allen Kloakentieren münden bei ihnen beide Ausscheidungs- und die Geschlechtsorgane in einer gemeinsamen Öffnung, der „Kloake“. Im Englischen heißt das Schnabeltier übrigens Platypus.
Lesenswert dazu ist der Wikipedia-Artikel, in dem ein Schnabeltier am Broken River gezeigt wird.
So ging es weiter …
Ganz unserem Rhythmus getreu folgte auf den Stopp im Landesinneren wieder einer am Meer. Auf zu einer der schönsten Inseln der Ostküste – Great Keppel Island!