Vietnam

Phú Quóc … wo der Pfeffer wächst

„Geh doch hin, wo der Pfeffer wächst“, sagt man in Österreich und wünscht damit in eher gehässiger Manier sein Gegenüber an einen sehr weit entfernten Ort. Aber so gehässig ist dieser Ausspruch gar nicht, denn dort, wo der Pfeffer wächst, ist es wunderschön.

eine der vielen Pfefferplantagen auf Phu Quoc

Vietnams größte Insel Phú Quốc (sprich: fu kwok) liegt weit im Südwesten des Landes im Golf von Thailand, geografisch näher an Kambodscha als an Vietnam. Die Insel zählt etwa 100.000 Einwohner und ist 594 km² groß. Zum Archipel gehören noch ca. 25 kleinere Inselchen, die vor allem für ihre artenreichen Tauchgründe und intakten Korallenriffe bekannt sind. Die am Weststrand Phú Quốcs gelegene Hafenstadt Dương Đông ist mit 15.000 Einwohnern größte Stadt und gleichzeitig Verwaltungssitz. Diente Phú Quốc noch vor etwa 150 Jahren den französischen Kolonialherren und später, ab 1968 den Amerikanern und der kommunistischen südvietnamesischen Regierung als Straflager, so ist heute davon nicht mehr viel zu erkennen; lediglich im Süden den Insel fungiert das ehemalige, als „Coconut Tree Prison“ bekannte Gefängnis, heute als Museum.

Phu Quoc, mit rotem Pin markiert, liegt im äußersten Westen Vietnams, in Verlängerung der Landesgrenze zu Kambodscha

Bis die Reisenden kamen, war Phú Quốc vor allem für seine berühmte Fischsoße „nuoc mam“ und den guten Pfeffer, der hier angebaut wird, bekannt. In den letzten Jahren wurde die Insel zunehmend interessant für den Tourismus und mittlerweile ist sie mit neuem Flughafen, modernen Fährverbindungen und einem gut ausgebauten Straßensystem bestens für selbigen gerüstet. Zahlreiche Bungalowanlagen säumen die flach abfallenden Sandstrände. Teils findet man auch noch einsame Strände und undurchdringlichen Dschungel, der vor einigen Jahren zum Nationalpark erklärt wurde.

Für uns bildete Phú Quốc den Startpunkt unserer Vietnamreise. Von Sihanoukville (Kambodscha) kommend wollten wir noch ein paar Sonnentage an Strand und Pool verbringen, bevor wir uns auf Motorbikes auf den langen Weg längs der Küste Richtung Norden aufmachen würden.

Es gibt zwei Wege, um auf die Insel zu kommen. Entweder man macht sich auf dem Seeweg auf und reist über die Häfen Hà Tiên bzw. Rạch Giá an, oder über den Luftweg per Flugzeug. Hà Tiên liegt etwas näher an der Insel, wodurch das Fährticket günstiger ist., etwa 230.000 Dong (8,50 EUR) pro Erw., für Kinder kostet es etwas weniger. Für die Fahrt von bzw. nach Rạch Giá bezahlt 330.000 Dong (12,20 EUR) pro Erw., für Kinder 220.000 Dong.

Näheres über Visum und Einreise erfährst du hier.

Anreise dem mit Superdong, der Speedfähre

Unser Entdeckungsreise auf Phú Quóc

Als wir Mitte September auf der Insel angekommen waren, hatte es zunächst tagelang nur geregnet. Es war die Zeit des schrecklichen Tropensturms auf den Philippinen, dessen Ausläufer wir auch hier noch zu spüren bekamen. Wir verließen meist nur ein Mal am Tag unser Resort, um Essen zu gehen, und davon kamen wir meist klatschnass zurück. Glücklicherweise ist Tropenregen warm.

Unterwegs mit dem Moped, dem Nr. 1 Transportmittel in Vietnam

Als nach ein paar Tagen endlich die Sonne vom Himmel lachte, liehen wir uns sofort zwei Motorbikes und gingen auf Erkundungstour. Die Leihgebühr für Motorbikes pro Tag (24 Stunden) beträgt etwa 100.000 bis 150.000 Dong (3,70 – 5,50 Euro). Ganz anders als im Rest Südostasiens, wird häufig nicht einmal ein Vertrag abgeschlossen oder ein Reisepass verlangt. Man liest in westlichen Reiseführern und Foren oftmals, dass man einen internationalen Führerschein mitführen sollte. Abgesehen davon, dass wir auf ganz Phú Quốc in 15 Tagen keinen einzigen Polizisten gesehen haben, ist grundsätzlich davon auszugehen, dass vietnamesische Polizisten noch nie von einem „internationalen Führerschein“ gehört haben. Im weiteren Verlauf unserer Reise wurden wir in Vietnam zweimal kontrolliert; auch in Australien und Neuseeland hatten wir das Vergnügen mit der Polizei, ein internationaler Führerschein wurde aber nie verlangt; es reichte immer unser „rosa Lappen“, auch in Mexiko beispielsweise.

Viele Hotels, Guesthouses, Homestays und Resorts bieten kostenlose Fahrräder zum Verleih an. Diesen Service hatten wir einmal genutzt, um den Ông Lang Beach, in dessen Nähe wir 8 Tage wohnten, zu sehen – von Baden war aufgrund der miesen Wetterlage leider keine Rede.

Rinderherde und Moped-Hirte …

Ông Lang Beach ist ein schöner, recht ruhiger Sandstrand mit wenigen Resorts und Restaurants; bei Schönwetter bestimmt ganz wunderbar. Kurz nachdem wir am Strand angekommen waren, mussten wir aufgrund eines Wolkenbruchs über völlig überschwemmte Straßen auch schon wieder in unsere Unterkunft „flüchten“. Für unsere erste richtige Ausfahrt hatten wir aber eine längere Strecke geplant, die uns vom beschaulichen Ông Lang in die Inselhauptstadt Dương Đông führen sollte.

Duong Dông – Inselhauptstadt mit Flair

Auf der Durchfahrt durch die lebendige Inselhauptstadt gerieten wir gleich mitten in den riesigen Markt. Hier wurde vor allem frisches Seafood angeboten, aber auch kulinarische Besonderheiten Vietnams, wie gegrillter Hund, Fluss-Schnecke (etwa so groß wie eine Zuckermelone) oder Frosch. Wir konnten uns an der bunten Vielfalt kaum sattsehen.

Dinh Câu Tempel

Durch den dichten Straßenverkehr, vorwiegend von Mopeds geprägt, schlängelten wir uns im wahrsten Sinne des Wortes zum Hafen durch. Dort wollten wir den Dinh Cậu Tempel besuchen. Eigentlich ist es kein richtiger Tempel, sondern eher eine Mischung aus Schrein und Leuchtturm. Er wurde auf einem Felsen an der Mündung des Rạch Dương Đông ins Meer in den 1930er Jahren errichtet und in den 1990ern restauriert. Von dort hat man einen wunderbaren Blick über das Meer, den Hafen und den im Süden gelegenen Sandstrand Bãi Trướng (langer Strand).

Nach Markt- und Schreinbesichtigung durfte ein Besuch beim Friseur nicht fehlen, denn der war bei Andi und Damian schon längst überfällig. Trotz der qualitativ hochwertigen Arbeit, die Friseure in Vietnam leisten, kostet der Haarschnitt sehr wenig. Für beide bezahlten wir 100.000 Dong, in etwa 4 Euro.

Damian in guten Händen

Die Fotos der Frisurmodelle an der Wand verraten übrigens viel über das asiatische Schönheitsideal – der Europäer. In Drogerien bekommt man übrigens fast ausschließlich Kosmetikartikel mit „Whitening“-Effekt. 

Abenteuer am Süßwasser – Suôi Dá Bàn

Der Đá Bàn Strom mit seinen unzähligen kleinen Wasserfällen ist vor allem bei den Einheimischen sehr beliebt. Er wurde uns von einem jungen Hotelangestellten wärmstens empfohlen. Am Hauptzugang des Flusses angekommen, parkten wir unsere Motorbikes und bezahlten einen kleinen „Eintritt“ (für 2 Erwachsene, 2 Kinder und 2 Mopeds ca. 12.000 Dong, etwa 50 Cent). Viele, vor allem junge, Vietnamesen kommen hierher mit Bier und Essen zum Grillen (samt Grillkohle etc.), manche sogar mit ganzen Karaoke-Anlagen.

Karaoke am Fluss

Wir wanderten den Flusslauf hinauf und suchten nach einer schönen Stelle zum Verweilen. Das gesamte Flussbett besteht mehr oder weniger aus einem einzigen riesigen Felsen – es gibt kaum Flusssteine am Grund. Dort, wo die Strömung etwas schwächer ist, ist der Stein glitschig und man kann flussabwärts sausen wie auf einer Rutsche. Immer wieder unterbrechen kleine Wasserfälle den Lauf. Größere Steinplatten ragen teils weit aus dem Wasser und können als Sonnendeck genutzt werden. Ein wirklich einzigartiger Platz.

Leider lassen die Leute ihren gesamten Müll zurück, angefangen bei Essensresten, leeren Getränkedosen und Plastikgeschirr bis hin zu einer Unmenge an Flip Flops … sehr schade. Trotzdem genossen wir den wunderbaren Tag, das insgesamt sehr schöne Ambiente und das kühle Nass.

Bãi Sao – Traumstrand mit Schönheitsfehlern

Es gibt wohl kaum einen Strand auf Phú Quốc, der nicht unter dem einerseits angeschwemmten, andererseits aber auch direkt dort abgelagerten (Plastik)Müll leidet. Jene Strände, die von Resorts und Restaurants gesäumt sind, werden von selbigen auch mehr oder weniger sauber gehalten. Gibt es kein Restaurant oder dergleichen, also kein kommerzielles Interesse an einem „schönen“ Strand, kümmert sich leider niemand darum. Der Sao Beach im äußersten Südosten der Insel ist mit seinem strahlend weißen Sand und türkisblauen Meer mit Sicherheit einer der schönsten Strände Phu Quocs, aber leider auch einer der vermülltesten. Nachdem wir vier volle Säcke Müll von „unserem“ Abschnitt eingesammelt hatten, gaben wir auf. Wir waren leider dazu gezwungen, dieses schöne Fleckchen mit Scheuklappen zu genießen.

Bãi Truóng (langer Strand)

Die zweite Hälfte unseres Aufenthalts auf Phu Quoc verbrachten wir am Long Beach, dem Bãi Trướng. Er ist der Hauptstrand der Insel und am Belebtesten. Da Nebensaison war, wechselten wir hierher, um in den Genuss der besseren Infrastruktur zu kommen – Märkte, Restaurants, Geschäfte in Gehnähe.

Obstverkäuferin am Strand

Der Long Beach ist ein sehr schöner, meist gepflegter Strand ist. Das schönste an ihm waren aber die atemberaubenden Sonnenuntergänge, die wir jeden Abend dort genossen hatten. Wir können den Bãi Trướng in der Nebensaison guten Gewissens empfehlen.

Weitere Ausflugstipps

Einem Tag im Water- & Amusementpark Vinpearl Land Phu Quoc haben wir einen eigenen Beitrag gewidmet, denn das hätte hier den Rahmen gesprengt. Auf Phu Quoc kann man aber noch vieles mehr unternehmen, beispielsweise den Forest Walkway im Nationalpark durchwandern. Auf einer längeren Ausfahrt mit dem Motorbike hatten wir uns unter anderem auch in den Nationalpark verirrt und diesen dann in Ost-West-Richtung durchquert. Für eine Strecke von etwa 20 Kilometern auf unbefestigter, teils stark ausgespülter Urwaldstraße brauchten wir mindestens eine Stunde und kamen pünktlich und erleichtert zum Sonnenuntergang aus dem Wald.

Außerdem gibt es auf Phu Quoc das „Coconut Tree Prison“, das wir schon eingangs erwähnt haben. Hier hat man Figuren (Gefangene und Wächter) in den ehemaligen Barracken installiert, um die damalige Szenerie der Kriegsgefangenschaft nachzustellen. Diese bedrückenden Bilder wollten wir den Kindern ersparen.

Im äußersten Süden kann man den „Magic Well“, Gieng Ngu, besuchen, eine Quelle, die laut einem Mythos entstanden sein soll, als Lord Nguyen (wird in Vietnam sehr verehrt, da er das Land gegen das mächtige China verteidigt hat) auf der Flucht vor den Tay Son Truppen sein Schwert in die Erde gestoßen haben soll, als seine Truppen jammerten, dass sie Durst hätten. Heute verehrt man das Wasser als heilkräftig und rät Kranken es zu trinken.

Schnorchel-, Tauch- oder Anglertouren werden von diversen Veranstaltern angeboten. Ein breites Angebot hat John’s Tour zu bieten. Hier erhält man auch Tickets für die Fähre ans Festland (Superdong).
Zudem werden Touren zu Pfefferplantagen und zur berühmten Fischsoßen-Fabrik angeboten. Man kann auch selbst mit dem Motorbike hinfahren und eine Führung machen, die Produkte verkosten und selbstverständlich gleich „ab Hof“ kaufen.

Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig Phu Quocs ist die Perlenproduktion. Die verschiedensten Schmuckstücke aus Perlen unterschiedlicher Färbung und Größe werden auf diversen Märkten oder direkt beim Erzeuger angeboten. Einfache Ohrstecker als Silber mit echter Perle erhält man schon um 50.000 Dong (ca. 1,85 Euro).

Leider hatten Midori und Andy ein paar Tage mit einer schmerzhaften Gehörgangsentzündung zu kämpfen, gegen die wir in einer lokalen Apotheke Ohrentropfen besorgten. Glücklicherweise wirkte die Medizin innerhalb weniger Tage. Dennoch verbrachten wir nicht zuletzt deshalb die verbleibende Zeit lieber „zuhause“, um auszurasten und wieder gesund zu werden. Gesundheit ist und bleibt das höchste Gut – da wird das Sightseeing zur Nebensache.

Resümee

Phu Quoc ist eine wunderschöne Insel mit hervorragender Infrastruktur, allen Annehmlichkeiten, die sich ein Tourist wünschen kann, aber auch etwas für Entdecker, die die Insel auf eigene Faust erkunden möchten. Wir können einen Besuch auf Phu Quoc jedem Südostasien-Reisenden nur wärmstens ans Herz legen.

Sonnenuntergang am Bai Truong

Links

Wikipedia-Artikel Phú Quốc
Phú Quốc Island Guide
Vietnam Online
Vinpearl Land
John’s Tour
Superdong

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