Von den Höhlen Phong Nhas über Vinh nach Ninh Binh …
Nach unserem Aufenthalt im Phong Nha – Ke Bang Nationalpark haben wir uns auf den Weg nach Tam Coc nahe Ninh Binh gemacht. Aufgrund der recht großen Entfernung legten wir einen Zwischenstopp in Vinh ein, um etwas zu verschnaufen. Dass Vinh die hässlichste Stadt Vietnams sei, so der Reiseführer, würden wir nicht unterschreiben, aber zugegeben, einen Schönheitswettbewerb würde sie wohl nicht gewinnen. Leider gilt dies aber auch für viele andere Städte des Landes. Wir machten dennoch das Beste daraus und genossen einen recht entspannten Tag im Park bei bestem Wetter. Die Ho Chi Minh Statue im Stadtzentrum wurde zwar strengstens bewacht und absurderweise darf der perfekt gepflegte Park kaum betreten werden, was wohl nur ein Sozialist verstehen kann … Wir fanden auf Umwegen durch ein kleines Café doch noch einen Weg in den Park. Dahinter entdeckten wir einen geschlossenen Amusement Park und durchstreiften ihn sehr entspannt. Offenbar ist er nur am Wochenende geöffnet (oder war bei unserem Aufenthalt in Vinh wegen der Nebensaison geschlossen).
Wir nächtigten am etwa 20 Kilometer entfernten Strand Cau Lo. Hier war Anfang November alles wie ausgestorben, sehr ungewohnt für Vietnam. Sehr gechillt, relaxed und gut vorbereitet auf Ninh Binh, verließen wir tags darauf Cau Lo.
Tam Coc in der trockenen Halong-Bucht
Vor allem die schöne Landschaft hat uns hierhergelockt. Die Karsteinberge von Ninh Binh sind auch als die „trockene Halong Bucht“ bekannt. Und das nicht zu Unrecht. Die von Felsen durchzogene Landschaft mit ihren zahlreichen kleinen Höhlen und Flüssen bietet einen besonders fotogenen Anblick. Wir wohnten sehr ruhig in einem kleinen, gepflegten Hotel am Rand von Tam Coc. Das Dorf bot eine Menge Hostels und Hotels, außerdem viele gute und günstige Restaurants, auch internationale Küche. Ninh Binh selbst ist touristisch eher uninteressant; sie gibt der Provinz ihren Namen.
Ruderbootfahrt zwischen Felsen, Enten und Höhlen
Bootsfahrten durch die Kalksteinfelsen werden an unterschiedlichen Orten in der Gegend angeboten. Ein Bootsanleger befindet sich im Ortszentrum von Tam Coc, ein weiterer am Ortsende Richtung Bich Dong Pagoda, außerdem kann man unter dem Huang Mua Viewpoint eine Bootstour unternehmen. Allerdings war es am Ortsende von Tam Coc wesentlich ruhiger und weniger touristisch, weshalb wir diesen Anleger wählten. Wir parkten unsere Motorbikes gegenüber dem Anleger und bezahlten für die circa 1,5 Stunden dauernde Fahrt 500.000 Dong (ca. 18 Euro). Eine alte Frau ruderte das kleine Holzboot gekonnt mit ihren Füßen durch die Kanäle. Ein kleines Ruder hatte sie für uns parat, um ihr etwas zur Hand zu gehen. Damian und Midori gaben alles. Wir glitten leise durch die unberührte Naturlandschaft zwischen den riesigen emporragenden Felsen, vorbei an Wasserlilien und kleinen Enten. Dabei passierten wir zwei kleine unbeleuchtete Höhlen. Das einzige Licht spendete die Stirnlampe unserer Ruderfrau – ein ganz besonderes Abenteuer. Die alte Frau unterhielt sich mit uns auf Vietnamesisch und in gebrochenem Französisch – wir verstanden also so gut wie nichts. Aber mit Tierlauten und Zeichensprache verdeutlichte sie, was sie meinte. Auf der Rückfahrt begann Damian „Alle meine Entchen“ zu singen, als er die vielen Enten am Wasser schwimmen sah. Die alte Frau war ganz begeistert und gab dann ein vietnamesisches Entchen-Kinderlied zum Besten. Big fun!
Bich Dong Pagoda
Anschließend besuchten wir einen kleinen, aber bedeutenden Tempel am Ende des Tals aus dem 15. Jahrhundert, die Bich Dong Pagode. Die alte Pagode schmiegt sich wie ein Postkartenmotiv an den Berghang. Teile davon befinden sich in einer Höhle, durch die man hindurchschreiten kann. Am anderen Ende wartet ein weiterer kleiner, sehr versteckter Tempel: Ein wirklich idyllischer kleiner Ort, ein buddhistisches Refugium. Von oben kann man in aller Ruhe den Ausblick auf die umliegende Landschaft genießen.
Huang Mua Viewpoint – gigantische Ausblicke
Nach einer Stärkung in Tam Coc fuhren wir zum wenige Kilometer entfernten Hang Mua Viewpoint. Dort bezahlten wir 300.000 Dong (Damian bezahlte nichts) „Eintritt“. Wir passierten zunächst ein neu angelegtes Resort mit kleinen kitschigen Brückchen, einem künstlichen Wasserfall und einer Menge anderer Selfie-Spots, geschaffen vor allem für die vietnamesische, kitschverliebte Klientel. Schon von unten kann man den Gipfel erkennen, am Grat des Felsen „schläft“ ein chinesischer Drache, der im Gegenlicht der Sonne ein hübsches Motiv abgibt. Endlich gelangten wir zur steinernen Treppe, die zum Schrein am Berggipfel führte. Es war Wochenende und daher besuchten entsprechend viele – teils laute und/oder betrunkene Einheimische – den Aussichtspunkt. Darunter insgesamt fünf Brautleute, die hier ihr Hochzeits-Fotoshooting hatten. In Vietnam wird dies schon vor der Hochzeit erledigt, denn am Eingang zum Festzelt der Hochzeitsfeier muss schon ein riesiges, traumhaft romantisches Foto des Paares zur Begrüßung der Gäste stehen. Dafür werden weder Kosten, noch Mühen gescheut. Auf unserem 10-wöchigen Roadtrip durch Vietnam haben wir in jeder Region Hochzeitsfeiern gesehen – in Summe waren es mindestens 20 Hochzeitsgesellschaften. Da wundert es wenig, dass man in jedem auch noch so kleinen Dorf mindestens einen Hochzeitsausstatter und einen Fotografen findet.
Wir stiegen den Berg hinauf und genossen von oben die gigantische Aussicht. Der Blick über die zwischen den Kalksteinfelsen liegenden Reisfelder war traumhaft und wir begriffen, warum man dort Hochzeitsbilder schießen lässt. Leider war die Fernsicht durch den Smog getrübt. Aufgrund der vielen Zementfabriken in der Gegend kann man leider nirgendwo hier einen klaren Ausblick erwarten. Dennoch war es ein unglaublich schönes Erlebnis.
Chua Bai Dinh – Vietnams größte Pagode
Am nächsten Tag fuhren wir zur größten Pagode Vietnams, der Bai Dinh Pagode. Ein gigantischer Tempel-Komplex von einem Kilometer Seitenlänge. Er besteht aus einem alten Tempel und mehreren neuen Tempelgebäuden. Der neue (und größte) Teil wurde erst zwischen 2003 und 2014 errichtet und zieht heute vor allem einheimische Besucher an.
Der Tempelkomplex wird umrahmt von 1000 Meter langen Säulengängen bestückt mit 500 Arhats (erleuchteten Mönchen des Theravada-Buddhismus) und weiteren unzähligen, goldenen Buddhafiguren. Die gläubigen Besucher streicheln jede Figur, was sich an den glattpolierten Stellen deutlich am Stein erkennen lässt. Man tut dies, um Glück und Segen für sich uns seine Lieben zu erbitten.
Auf halbem Weg befindet sich der Glockenturm, der über eine Holztreppe bestiegen werden kann. Die Säulengänge führen weiter zum Haupttempel, der Phap Chu Pagode. Sie enthält eine riesige 10 Meter hohe und 100 Tonnen schwere Buddhastatue aus Bronze mit Goldüberzug flankiert von zwei weiteren goldenen Statuen. Überwältigend riesig füllen sie die Altarräume aus. Wir waren tief beeindruckt. In unmittelbarer Nähe befinden sich zwei weitere Tempelgebäude. Neben der Anlage steht ein recht neuer Turm, auf dessen Spitze man mit einem Lift fahren kann (50.000 pro Erw.). Das ließen wir uns nicht entgehen und überblickten nicht nur den gesamten Tempelkomplex, sondern auch die umliegende Landschaft. Auf jeden Fall machen, wenn man dort ist! Schräg hinter dem Turm liegt ein kleiner Hügel mit einer weiteren Statue, einem Budai, einem sogenannten „Laughing Buddha“. Auch von dort kann man einen wunderbaren Ausblick genießen. Die Chua Bai Dinh ist, obwohl historisch nicht beachtenswert, trotzdem einen Besuch wert.
Tipp zu den Electrocars, die zwischen Parkplatz und Tempelkomplex verkehren:
Wir ließen uns per Electrocar zum Eingang fahren (30.000 Dong pro Fahrt), weil wir wussten, dass wir an jenem Tag noch viel auf den Beinen zu bewältigen hätten. Ein Retourticket ist im Grunde nicht notwendig, da der Gehweg zurück zum Parkplatz vom oberen Ende des Tempelkomplexes kürzer ist, als wieder retour zur Electrocar Station zu gehen (es gibt nur eine Station). Glücklicherweise konnten wir unsere nicht eingelösten Retourtickets an der Kasse wieder zurückgeben. Für gläubige Buddhisten gilt aber: Man durschreitet den Säulengang auf einer Seite bis zu den Pagoden, vollendet die Runde auf der anderen Seite und gelangt somit wieder zum Ausgangspunkt zurück. Daher warten dort auch die Elektrocars wieder. Wir hatten allerdings nach gut drei Stunden genug und wählten die Abkürzung vom obersten Punkt retour zum Parkplatz.
Links