So manche Fernsehdokumentation zeichnet ein dunkles Bild von Australiens Tier- und Pflanzenwelt. Einige der giftigsten und gefährlichsten Tiere leben auf dem Kontinent. Sollte man aus diesem Grund von einer Australienreise abraten? Mitnichten! Beachtet man ein paar Regeln und bedenkt man, dass auch hier, am anderen Ende der Welt, Menschen leben, muss man nichts befürchten. Auf unserem Roadtrip entlang der Ostküste sind wir zahlreichen Tieren begegnet, wobei keines davon lebensgefährlich war. Dennoch, ganz auf die leichte Schulter sollte man die Gefahren in Australien nicht nehmen.
In unserem Bericht über die Barron Falls und Port Douglas haben wir die Problematik schon etwas angeschnitten. Nun möchten wir auf einige Tiere und auf das Verhalten bei Kontakt näher eingehen.
Krokodilwarnungen sind kein Fake!
Die Tiere kommen im gesamten Norden Australiens vor. Sie leben üblicherweise im Brackwasser im Mündungsbereich der Flüsse ins Meer. Bei Überschwemmungen kann es sogar vorkommen, dass sie manchmal aus den Flüssen in die Wohnviertel gelangen oder „gespült“ werden. Im Normalfall begegnet man ihnen aber nicht. An den Stränden im nördlichen Queensland findet man aber Warnschilder. Dass die Gefahr durch diese Tiere tatsächlich akut ist, verdeutlichte uns ein Campingplatz-Betreiber am Wonga Beach. „Krokodile schwimmen von Flussmündung zu Flussmündung über das Meer“, erzählte er. Sie würden nach geeigneten paarungswilligen Partnern und Nahrung Ausschau halten. Dabei würden sie ihre Umgebung genau im Auge behalten. Man könne ein Mal, zwei Mal, vielleicht drei Mal ins Meer baden gehen, aber spätestens dann würde das Krokodil zuschlagen. Zuletzt wurde eine junge Frau im Jahr 2017 – sie hatte nach dem Konsum einiger Biere Lust auf Schwimmen im Meer bekommen – von einem Krokodil getötet und vollständig verspeist. Am Strand selbst wäre man sicher, lediglich ins Wasser solle man nicht gehen. Von da an nahmen wir diese Warnschilder wirklich ernst und begnügten uns mit dem Blick auf das Meer. Schließlich gab es hier nicht nur Krokodile, sondern auch gefährliche Quallen, sogenannte Marine Stingers.
Marine Stingers (tropical & subtropical)
Die sogenannten Tropical Marine Stingers sind tropische Quallen, die in ganz Nordaustralien vorkommen. Ein Hautkontakt mit ihren giftigen Tentakeln ruft unglaublich starke Schmerzen hervor, in manchen Fällen sogar den Tod. An vielen Stränden findet man zur Linderung Essig (Vinegar) in speziellen Not-Säulen. Er soll das Gift der Quallen neutralisieren. Dennoch muss nach einem Kontakt mit einem Tropical Marine Stinger ein Arzt aufgesucht werden. Eine Begegnung mit einer der gefährlichsten aller Quallen, dem Box-Jellyfish (Würfelqualle), sollte man unbedingt vermeiden, denn ihr Gift wirkt nicht nur extrem schnell, es kann auch bei kleinsten Berührungen zum Tod führen. In jedem Fall ist eine Begegnung extrem schmerzhaft und erfordert sofortige medizinische Hilfe. Der Box-Jellyfish lebt küstennah in Flüssen (Mangroven), zum Beispiel im Bereich des Daintree Rivers im Daintree National Park, dem ältesten Regenwald der Welt. Bei sehr starkem Niederschlag mit daraus resultierendem Hochwasser kann diese Quallenart aber aus den Mündungsgebieten der Flüsse ins Meer gespült werden. Da er Brackwasser gewöhnt ist, kann er auch im Salzwasser überleben.
Die Notrufnummer für alle Notfälle in Australien lautet: 000
Ab Höhe Bundaberg kann man weitgehend gefahrlos ins Meer, denn ab hier südwärts ist die Meerestemperatur zu gering für diese toxischen Quallenarten. Dennoch sollte man auf entsprechende Warnungen achten. Auf Stränden mit Lifeguards findet man in der Badesaison (Anfang November bis Ende April) tagesaktuelle Hinweistafeln.
Ganz ohne Quallen geht es aber leider nicht. Südlich von Bundaberg findet man die weniger gefährlichen subtropischen Stingers. Sie sind ungefährlich, die Berührung allerdings dennoch – je nach Intensität – schmerzhaft, wie wir am eigenen Leib erfahren mussten. Begegnungen mit ihnen werden nicht mit Essig, sondern mit heißem Wasser kuriert. Da wir es nicht besser wussten, verwendeten wir Essig, was nicht schädlich, aber auch nicht hilfreich war. Erst später erklärte man uns, dass man heißes Wasser, und zwar so heiß man es aushält, über die betroffenen Hautstellen laufen lassen soll. Die häufigste Art an der Zentralküste ist der – zugegeben, recht fesche – Bluebottle-Jellyfish.
Die Rettungsschwimmer von Australien
Das Rettungsschwimmerdasein hat in Australien lange Tradition. Bereits 1907 wurde am berühmten Bondi-Beach in Sydney die erste Vereinigung gegründet. Heute gibt es rund 34.000 aktive Rettungsschwimmer und 400 Strände mit überwachten Abschnitten allein an der Ostküste Australiens. Der oder die diensthabende Rettungsschwimmer/in informiert die Badenden über Luft- und Wassertemperatur, mögliche vorkommende Gefahren wie Unterströmungen, Quallen und manchmal auch Haie, markiert ein sicheres Gebiet für die Badegäste mit zwei rot-gelben Fahnen, überwacht den Abschnitt und steht für weitere Infos gerne zur Verfügung.
Schwimmen im Netz
In der Gegend von Cairns und Port Douglas gibt es aufgrund der häufig vorkommenden tropischen Giftquallen Strandabschnitte mit sogenannten stinger enclosures oder stinger nets; das sind Netze, die die gefährlichen Tiere in der Stinger-Saison (Anfang November bis Anfang Mai) fernhalten sollen. Ein Teil des Meeres wird durch ein Netz abgegrenzt, das für Marine Stingers undurchdringlich ist. Zusätzlich wird solch ein Strandabschnitt von Rettungsschwimmern überwacht.
Rip Currents – eine unterschätzte Gefahr
Weiter im Süden bilden die größte Gefahr unerwartete Brandungsrückströme, sogenannte Rip Currents. Das sind lokal begrenzte Meeresströmungen, die an Stränden vorkommen. Mit rund 80% sind sie die häufigste Ursache für Badeunfälle, weit mehr als alle Hai- und Quallenbegegnungen zusammen. Deshalb möchten wir darauf besonders hinweisen. Denn auch wir haben an einem Badetag eine solche Strömung unterschätzt und konnten uns nur schwer und nur mithilfe des Surfboards an Land zurückkämpfen. Zum Thema Rip Currents gibt es eine sehr empfehlenswerte und aufschlussreiche Dokumentation, die wir jedem Australienreisenden ans Herz legen möchten: „Rip Current Heroes“
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Wichtige Verhaltensregeln bei Begegnungen mit Kängurus
Zum Schluss unseres Beitrags wollen wir euch wieder zurück an Land holen. Das wohl bekannteste Tier Australiens ist das Känguru. Es gibt zahlreiche Arten dieser süßen Beuteltiere, die Verhaltensregeln bei Begegnungen mit ihnen (und auch vielen anderen Wildtieren) sind aber immer die gleichen:
- Ausreichend Abstand halten und die Kinder im Auge behalten!
- Nie direkt auf ein Känguru zugehen.
- Nicht aufrecht vor einem Känguru stehen, direkt in die Augen sehen und die Arme entgegenstrecken. Sie haben sehr scharfe und lange Krallen an den Vorderpfoten.
- Die Kängurus nicht füttern! Sie vertragen industriell erzeugte Nahrung nicht!
- Kängurus aus dem Weg gehen, die sich paaren wollen (z.B. Männchen beschnüffeln Weibchen, berühren sie und umkreisen sie), oder knurren und andere deutliche Laute von sich geben, oder miteinander kämpfen.
- Niemals zwischen ein Muttertier und ihr Joey gehen. Joeys werden in Australien alle Babys von Beuteltieren genannt.
- Wenn man einen Hund hat, ausreichend Abstand halten und den Hund nicht auf die Tiere loslassen.
- Wenn der Angriff droht, sollte man sich in gedückter Haltung zurückziehen. Wird man attackiert, sollte man sich auf den Boden fallen lassen und zu einer Kugel zusammenrollen; mit den Händen Gesicht und Hals schützen.
am Cape Hillsborough Warnschild
Kängurus sind aber insgesamt keine aggressiven oder gefährlichen Tiere. Jährlich werden im Bundesstaat New South Wales etwa 3000 Menschen von Hunden attackiert, während im Schnitt nur 5 von Kängurus angegriffen werden. Dennoch sollte man obige Verhaltensregeln beachten, dann wird eine Begegnung friedlich ausgehen. Wir haben einige sehr schöne Erfahrungen mit den Tieren gemacht.
Tierische Begegnungen
Lebt man im Camper, ist man häufig draußen. Naturgemäß begegnet man so vielen Tieren. Die Tierwelt Australiens ist besonders aufregend, weil sie sich für uns Europäer so sehr von der gewohnten unterscheidet. Begegnet man den Tieren mit dem nötigen Respekt und informiert man sich vorab über eventuell vorkommende, gefährliche Tierarten, sollte man weitgehend von Verletzungen oder Schlimmerem verschont bleiben.
Links zum Beitrag
Beachsafe
Surf Life Saving Queensland
Office of Environment and Heritage
Dokumentation „Rip Current Heroes“