Nach ein paar schönen Tagen in Sapa wollten wir in Dien Bien Phu Vietnam verlassen und die Grenze nach Laos überqueren. Doch es sollte anders kommen, als gedacht. Lest hier, warum wir doch noch einige hundert Kilometer in Vietnams schönem Hinterland zurücklegten und in Mai Chau zwischen Reisfeldern und Webstühlen sogar auf österreichische Landsleute stießen. Doch starten wir in Sapa – bei Vietnams indigenen Völkern des Nordens …
Weiterreise von Sapa nach Dien Bien Phu
Nach unserem wunderbaren Aufenthalt in der Region um Sapa, fühlten wir, dass es an der Zeit sei, Vietnam zu verlassen. Wir wollten so rasch wie möglich nach Laos weiterziehen. Der nächstgelegene Grenzübergang lag bei Dien Bien Puh – bis dorthin hatten wir aber noch einen weiten Weg vor uns.
Ta Van – Sapa – Phong To – Dien Bien Phu
In der Nacht vor unserer Abreise aus Ta Van hatte es wieder stark geregnet, sodass die Straßen in einem ähnlichen Zustand wie bei unserer Ankunft waren. So sehr ich auch aufpasste, ein Sturz war fast unvermeidlich. Beinahe an derselben Stelle wie Andi und Damian stürzten dieses Mal Midori und ich. Auch wir kamen mit kleinen Schrammen davon, aber unser Look erinnerte anschließend eher an Schlammcatchen, als an Motorbikefahren.
Wir schafften es schließlich bis nach Sapa und fuhren anschließend Richtung Lai Chau. Nach der Passage des höchsten Bergpasses Vietnams, des Tram Ton Passes auf 1.900 Metern über dem Meeresspiegel und dem 100 Meter hohen Silber-Wasserfalls, Thac Bac, der von der Straße aus schon von weitem zu sehen ist, machten wir im nächst größeren Ort, in Phong To halt, um dort zu übernachten.
Tags darauf ging es weiter durch die atemberaubende Landschaft. Uns boten sich kurvenreiche Straßen mit tollen Ausblicken auf Berge und Reisterrassen. Ein Fluss schlängelte sich talauswärts, teils von Wasserkraftwerken unterbrochen. An manchen Stellen waren die Straßen in sehr schlechtem Zustand. Wir fuhren durch viele Dörfer ethnischer Minderheiten, die noch sehr ursprünglich in ihren Holz-Stelzenhäusern wohnten und Kinder wie Kleidung im Rinnsal neben der Straße wuschen.
Am Nachmittag kamen wir endlich in Điện Biên Phủ an. Die grenznahe Stadt war im Indochina-Krieg Schauplatz der entscheidenden Schlacht zwischen den französischen Truppen und der Vietnamesischen Unabhängigkeitsbewegung Việt Minh. Hier wurde der französischen Kolonialzeit in ganz Indochina ein Ende gesetzt.
Wir wollten in Điện Biên Phủ eine Nacht verbringen und tags darauf mit unseren Motorbikes über die Grenze nach Laos ausreisen. Am Vorabend gingen wir in ein vegetarisches Lokal essen, wo wir durch Zufall erfuhren, dass die Ausreise über diese Grenze mit Motorbikes aus Ho Chi Minh City (unsere Nummernschilder waren dort registriert) für Ausländer nicht möglich ist. Wir überprüften diese Information und mussten feststellen, dass man uns die Wahrheit gesagt hatte. Zunächst waren wir völlig ratlos. Wir mussten unsere Pläne ändern. Motorbike verkaufen? Bus fahren? Mit den Bikes 600 Kilometer in den Süden fahren und dort die Grenze überqueren?
Auf nach Na Mèo
In Điện Biên Phủ konnten wir beide Bikes leider nicht so kurzfristig und vor allem mit möglichst geringem Verlust verkaufen. Also entschieden wir uns für die Weiterfahrt. Das bedeutete aber noch mindestens zwei Zwischenstopps in Vietnam. Die Straßen südlich von Điện Biên Phủ befanden sich in ausgezeichnetem Zustand. Sie führten wieder über einige Bergpässe durch wunderschöne Kulturlandschaft und Dörfer von unterschiedlichen Volksstämmen. In Vietnam gibt es über 50 staatlich anerkannte ethnische Minderheiten. Diese Vielfalt wird deutlich, wenn man durch die ländlichen Regionen reist.
Son La- Vinpearl lässt grüßen
Unseren ersten Stopp legten wir in Sơn La ein. Im Stadtzentrum hatte Vinpearl (das Vinpearl Land auf Phú Quốc hatten wir schon am Beginn unserer Vietnam-Reise besucht) ein Einkaufszentrum samt Cinemaplex errichten lassen. Da dieses neben unserem Hotel lag, nutzen wir die Gelegenheit für einen Kinobesuch.
Mai Châu – bei den Tháis
Am nächsten Tag zogen wir weiter nach Mai Châu in der Provinz Hòa Bình. Der Ort hat sich dem Ökotourismus verschrieben. Auch hier findet man unterschiedliche Volksgruppen. Wir wohnten in einer Unterkunft einer Thái-Familie. Sie bilden die größte Volksgruppe staatlich anerkannter ethnischer Minderheiten. Die Thái sind nicht zu verwechseln mit den Thai in Thailand. Die meisten Familien im Dorf wohnen noch in ihren traditionellen Stelzenhäusern. Unter jedem Haus befindet sich ein Webstuhl. Auch hier kann man jede Menge Handwerkserzeugnisse kaufen, die Waren werden allerdings nicht so intensiv dargeboten wie in Sapa. Die meisten tragen auch keine Tracht.
Wir verbrachten drei Nächte in Mai Châu, da wir alle eine Verschnaufpause nötig hatten. So wanderten wir durch die Landschaft und genossen den Anblick der schönen Reisfelder und Bergpanoramen. Einmal hatten wir es sogar geschafft, uns in den Reisfeldern zu verirren … der Ort ist wie geschaffen, um einen Gang runterzuschalten und in den Tag hinein zu leben.
In unserem Quartier lernten wir bei unserer Ankunft ein Paar aus Niederösterreich kennen, mit denen wir einen geselligen Abend bei Barbecue und Bier verbrachten. Mai Châu bildete somit einen würdigen Abschluss unserer 10-wöchigen Reise durch Vietnam.
Über unseren aufregenden Grenzübertritt nach Laos hat Midori einen Bericht verfasst.