Chiang Rai ist mit knapp 70.000 Einwohnern Thailands nördlichste Provinzhauptstadt. Sie liegt im sogenannten „Goldenen Dreieck“, dem Dreiländereck Thailand – Myanmar – Laos. Die Geschichte der Stadt geht bis ins 13. Jahrhundert zurück, aber erst im Jahr 1796 wurde es unter König Rama I. ins Königreich Siam (Thailand) eingegliedert.
Viele Thailand-Reisende nehmen sich ausreichend Zeit für das bekanntere Chiang Mai, wo auch wir einige wunderbare Tage verbracht haben, streichen aber aus Zeitgründen einen Tripp nach Chiang Rai. Doch befindet man sich schon im äußersten Norden des Landes, sollten man zwei Tage in der Grenzstadt einplanen, denn zu entdecken gibt es auch hier eine Menge!
Vom Busbahnhof Terminal 2 in Chiang Mai fuhren die Green Line Busse nach Chiang Rai ab. Nach etwa dreieinhalb Stunden Fahrt durch die Gebirgsregion Nordthailands kamen wir pünktlich im Zentrum von Chaing Rai an. Im zentral gelegenen Hostel haben wir uns erst einmal gut ausgerastet. Damian ging es seit unserem 3-Tages-Dschungel-Trekking in Chiang Mai nicht gut. Er hatte Fieber und Kopfschmerzen, weshalb wir in unserem Zimmer entspannten und nichts unternahmen bis es ihm besser ging.
Nach zwei Tagen entlud sich die ungeheure Hitze von 45 Grad endlich in einem gewaltigen Gewitter. Danach war es wesentlich kühler und erträglicher draußen und wir beschlossen, wieder auf Entdeckungstour zu gehen.
Wat Rong Khon – der weiße Tempel
Mit Leih-Mopeds fuhren wir zum berühmten White Temple, dem Wat Rong Khon, der einige Kilometer außerhalb Chiang Rais liegt. Der thailändische Künstler Chalermchai Kositpipat hat ihn in zwanzigjähriger Arbeit als Opfer an Buddha geschaffen. Die Anlage ist aber noch lange nicht fertig – der Künstler rechnet mit seiner Fertigstellung erst im Jahr 2070. Die außergewöhnliche Anlage wird von Touristenhorden, darunter zahlreichen Chinesen, heimgesucht. Unter anderem sind sie es, die mit ihren Spenden den Bau überhaupt erst ermöglichen.
Der Tempel ist völlig in weiß gehalten, der Farbe der Trauer im Buddhismus, hier steht sie aber für die Reinheit Buddhas; es versteckt sich sehr viel buddhistische Symbolik in der Anlage. Der Haupttempel ist sehr schön und detailreich, aber recht kitschig gearbeitet.
Der Zutritt zur parkähnlichen Anlage selbst ist kostenlos, für 50 Baht darf man über die Brücke (s. oben), die den Übergang vom Zyklus der Wiedergeburt zum Raum Buddhas symbolisiert, ins Tempelinnere. Zeit, um darin Platz nehmen und zu beten, bleibt nicht – wir strömten nur hindurch.
Die Anlage ist sehr extravagant und außergewöhnlich, anders als traditionelle buddhistische Tempel und allein deshalb schon eine Reise wert.
Zugang zur Brücke auch auf dem Gelände … selbst Arnie wurde verewigt der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt weiterer prachtvoller Bau am Gelände des weißen Tempels
Wat Rong Seur Ten – der blaue Tempel
Im Stadtzentrum von Chiang Rai befindet sich der blaue Tempel, Wat Rong Seur Ten. Er ist zwar um einiges kleiner angelegt als der berühmte weiße Tempel, aber nicht weniger sehenswert. Wie sollte es anders sein, stammt auch diese Anlage vom buddhistischen Künstler Chalermchai Kositpipat.
Hier geht es wesentlich ruhiger zu, als beim großen weißen Bruder. So blieben Ruhe und Zeit, um im Tempel Platz zu nehmen und ein wenig inne zu halten. Eintritt wurde hier nicht verlangt.
im Inneren des Tempel auch die Rückseite ist sehenswert …
Wat Phra Kaeo
Wie der Name schon verrät, handelt es sich um einen Tempel des Jade (oder Smaragd) Buddhas. Der Legende nach soll sich hier einst der berühmte Smaragd-Buddha, der heute im gleichnamigen Wat Phra Kaeo am Gelände des Königspalasts von Bangkok zu sehen ist, befunden haben. Die Figur des Smaragd-Buddhas in Bangkok gilt als Nationalheiligtum der Thais. Übrigens haben wir auch in Vientiane (Laos) solch einen Tempel besucht.
In diesem Tempel in Chiang Rai befindet sich heute eine Nachbildung des berühmten Smaragd-Buddhas. Er liegt im Stadtzentrum Chiang Rais und ist wenig besucht. Interessant ist das Museum auf dem Gelände. Es zeigt Exponate aus Ausgrabungen der Gegend, aber auch Buddhastatuen aus Myanmar. Vor allem stilistisch wurde ein Vergleich zwischen den Buddhastatuen aus verschiedenen Ländern bzw. Regionen gezogen. Weder für den Tempel noch für das Museum mussten wir Eintritt bezahlen.
Nachbildung des Smaragd-Buddha im Inneren des Museums
Stadtspaziergang
Zugegeben, die Altstadt von Chiang Mai ist wesentlich reizvoller, aber auch in Chiang Rai gibt es einiges zu entdecken. So hat sich Künstler Chalermchai Kositpipat nicht nur der Tempelarchitektur verschrieben, sondern auch da und dort den Straßen der Stadt seine Handschrift verpasst. Beispielsweise hat er einen Kreisverkehr mit Turmuhr geschaffen. Jeden Tag nach Sonnenuntergang ertönte das Glockenspiel und der Turm wurde rhythmisch abgestimmt bunt beleuchtet.
Gleich dahinter befindet sich der Markt. Ganz anders als im Süden Thailands, ist die Küche des Nordens sehr proteinhaltig.
Geburtstag im Krankenhaus von Chiang Rai
Tagsüber hatten wir keine Krankheitszeichen an Damian mehr entdeckt und waren überzeugt, dass er wieder gesund war. Doch recht spät am Abend wachte Damian plötzlich mit Atemnot auf! Er bekam sehr schwer Luft und röchelte – Midori war sehr aufgeregt.
Er spuckte viel Schleim, während ich ihn im Badezimmer mit lauwarmem Wasser über den Kopf beruhigte. Einstweilen rief Andi die Rettung. Schon wenig später traf sie mit Blaulicht ein. Im sehr gut ausgestatteten Rettungswagen mit mindestens 5 Sanitätern hinten und zwei im Cockpit, zwischen denen ich saß, fuhren wir zum Krankenhaus. Andi und Midori folgten mit dem Moped. Das Spital lag nicht weit vom Hostel entfernt; das Overbrook Hospital war ein privates, christliches Krankenhaus, das seit 1905 bestand. Wir kamen in die Notaufnahme und Damian wurde gleich untersucht (auch schon zuvor im Krankenwagen). EKG, Abhören, Blutabnahme, Röntgen der Lunge, Nasensekret und natürlich Anamnese. Es war mittlerweile schon Mitternacht und daher Damians Geburtstag …
Man empfahl uns eine Aufnahme, um ihn mit Sauerstoff zu versorgen und zu überwachen. So blieb ich mit Damian im Krankenhaus, während Andi und Midori wieder zurück ins Hostel fuhren. Noch in der Nacht erhielt er Inhalationslösungen für die Bronchien, Schmerzmittel und Fiebersenkendes, außerdem Hustenstillendes. Zwischendurch wurden immer wieder Temperatur und Sauerstoffsättigung gemessen. An den Sauerstoff war er ohnehin die ganze Nacht angeschlossen. Das Personal war wirklich sehr bemüht. Vor der Aufnahme mussten wir eine Anzahlung von 5000 Baht (ca. 130 Euro) leisten. Über Nacht fanden wir nicht viel Schlaf. Damian störte der Zugang, zudem wurde er immer wieder für Messungen und Verabreichungen geweckt. Das Zimmer war es sehr spartanisch eingerichtet, aber sauber. Schon um 6 Uhr früh kam der Arzt und untersuchte Damian nochmals. Er wollte ihn noch eine weitere Nacht dort behalten. Da aber sein Geburtstag war, meinten wir, dass er auch im Hostel gepflegt werden könne. Der Arzt meinte, dass er zu Mittag gehen könne, sich aber unbedingt schonen müsse. Am Vormittag wurden Damian noch Unmengen an Medikamenten verabreicht, zu Mittag kam eine Ärztin und untersuchte ihn abermals. Für die nächsten Tage verschrieb man uns noch unglaublich viel Medizin: für die Bronchien, gegen Fieber und Schmerzen Paracetamol, zusätzlich noch ein Antibiotikum gegen die Kehlkopfentzündung, Hustenstiller, Asthmatabletten … irre! Wir nahmen alles hin, erhielten vor dem Verlassen die Papiere, bezahlten den Restbetrag von weiteren knapp 5000 Baht und bekamen dann die Medikamente. Zurück im Hostel entschieden wir nach aufmerksamem Studium der Beipackzettel, nur das Antibiotikum zu verabreichen, weil er kaum Appetit und sehr hohe Speichelproduktion hatte. Wir verlängerten unseren Aufenthalt in Chiang Rai um ein paar Tage bis es ihm wirklich endlich besser ging.
Die Krankenhauskosten wurden übrigens zur Gänze von unserer Krankenversicherung übernommen.
Weiterreise nach Sukhotai
Der Bus nach Sukhothai fährt vom Busterminal 2, das etwa 6 km außerhalb der Stadt liegt, los und kostete 256 Baht pro Person. Nach dem Auschecken vom Hotel ließen wir uns per Grab-Taxi dorthin fahren. In der Nebensaison waren aber nicht so viele Busse eingeplant, wie im Internet am Vorabend recherchiert. Daher mussten wir bis zur Abfahrt eineinhalb Stunden warten. Die Fahrt nach Sukhothai dauerte trotz guter Straßenverhältnisse fast 8 Stunden. Als wir schon recht hungrig und müde in der New City of Sukhothai am Busterminal ankamen, fuhren keine Shuttlebusse in die Altstadt mehr. Wir mussten also ein Tuk Tuk nehmen. Wie in vielen touristischen Orten, waren die Preise abgesprochen und die Fahrer wollten tatsächlich 300 Baht für die 12 Kilometer – völlig überteuert. Mangels Alternative nahmen wir ein Tuk Tuk, konnten eine Fahrerin aber zu 220 Baht überreden.
Unsere Unterkunft das „Smiling Face“ lag in der Altstadt direkt neben der Historical Zone und die alten, nachts beleuchteten Tempel stimmten uns schon auf ein paar aufregende Tage hier ein!