In den Rezeptionen der meisten Hotels und Hostels in Thailand findet man Broschüren und Flyer mit Ausflugsangeboten. In unserem in Chiang Mai entdeckten wir ein Ausflugsangebot, das uns sofort neugierig machte: „3 day jungle trekking – unseen Thailand“. Das war es, was wir finden wollten – ein Trekking abseits ausgetretener Pfade.
Wir buchten also direkt im Hotel für den übernächsten Tag. Praktischerweise durften wir unser Gepäck im „Luggage Room“ lassen und konnten mit kleinem Rucksack wandern gehen. An besagtem Tag wurden wir nach dem Frühstück vom Hotel von einem Pick-up abgeholt. Aufgrund der Low Season bestand die Gruppe ausschließlich aus uns und einem weiteren Mitreisenden, dem Russen Vladimir aus Moskau (wie klischeehaft).
Orchideen- & Schmetterlingsfarm
Das Trekking bestand aus mehreren Stationen. Unseren ersten Stopp legten wir bei einer Orchideen- und Schmetterlingsfarm ein. Thailand ist weltweit führender Produzent von Orchideen; entsprechend groß ist die Vielfalt dieser Pflanzen im Land. Die Farm war sehr ansprechend angelegt, die Orchideen wunderschön. Außerdem gab es einen eigenen Abschnitt mit Schmetterlingen. Im Shop konnte man in Glas gegossene Orchideenblüten und Schmetterlingsflügel, die zu Schmuck verarbeitet worden waren, kaufen, außerdem Orchideen in der Flasche zum Mitnehmen. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, denn ohne Zertifikat dürfen sie nicht nach Österreich eingeführt werden. Wir kauften nichts – immerhin standen wir am Beginn einer dreitätigen Trekkingtour und unsere Rucksäcke waren mehr als voll.
Bevor es richtig losging, versorgten wir uns auf einem Markt mit dem Allernötigsten: Insektenspray, Trinkwasser und Klopapier.
White Water Rafting
Mit dem Pick-Up wurden wir weiter aus der Umgebung der Stadt Richtung Norden gebracht bis wir im Tal des Mae Taeng River das Camp für White Water Rafting erreichten. Als „White Water“ konnte man es allerdings aufgrund der Trockenzeit nicht bezeichnen. Uns störte das aber nicht, da die Kinder dabei waren – sicher ist sicher. Wir hatten trotzdem viel Spaß und bekamen einen ersten Eindruck von dem Sport. In den letzten Jahren hat sich im Gebiet des Mae Taeng River extrem viel getan. Zahlreiche Elefantencamps, Rafting Agenturen und eine entsprechende Satellitenwirtschaft wie Taxis und Restaurants sind entstanden. Im selben Zuge wurden natürlich auch die Straßen ausgebaut. Unser Tourveranstalter war Chok Chai Tours. Der toureigene Elefantenpark umfasste 50 Tiere, ein riesiges Buffetrestaurant gehörte ebenso dazu. Die Firma beschäftigt zahlreiche Menschen der Region, so auch unseren Tourguide Chai, ein Mitglied der „Schwarzen Lahu“, einem Ethnischen Volk, das seine Ursprünge in Birma/Myanmar hat.
Wanderung zum Night Spot im Dorf der „Red Lahu“
Nach einer Mittagspause fuhren wir nur zehn Minuten flussaufwärts zum Ausgangspunkt unserer ersten Wanderung. Hier mündete ein kleiner Bach in den Mae Taeng. Wir schnappten uns Wanderstöcke aus Bambus und stapften voller Energie los. Nach einer schweißtreibenden Wanderung von etwa einer Stunde erreichten wir einen Wasserfall, der etwas Abkühlung in der trockenen Hitze bot. Schon hier waren wir fix und fertig. Dass nun erst der steilste Abschnitt folgen sollte, wussten wir da noch nicht. Aufgrund der Trockenzeit war es extrem heiß (40 Grad und mehr) und der Wald war leider auf großen Teilen abgeholzt. Hätten wir keinen Guide gehabt, hätten wir den Weg als solchen gar nicht erkannt. Insgesamt war die Trekkingroute 8 Kilometer lang! Mit 3 x 1,5 Liter hatten wir unsere Wasservorräte beinah zu gering bemessen. Aber diese enormen Anstrengungen waren wohl der Preis, den man für das „ungesehene“ Thailand bezahlt.
Ethnische Gruppen in Thailand Grabstätte der Red Lahu
Knapp vor unserem Ziel, einem Bergdorf der „Roten Lahu“, kamen wir an Erdhügeln mit „Müll“ vorbei. Unser Guide verriet uns, dass das hier der Friedhof der Dorfbewohner sei. Man grabe sie ein, die Reicheren würden auch eine Betondecke und Inschrift erhalten, und opfere Essen (daher die Plastikteller, Schüsseln etc.) sowie Kartonmodelle von Häusern, Autos, Goldbarren und Spielgeld. Die Dinge sollten die Toten in die Geisterwelt begleiten. Dort wären sie aufgrund der Grabbeigaben reich und wohlgenährt, glaube man. Die „Roten Lahus“ glauben an die Geisterwelt. Chai, unser Guide, ein Mitglied der „Schwarzen Lahu“ habe den christlichen Glauben. Das sei im Grunde der einzige Unterschied zwischen den beiden Tribes. Sonst sprächen sie dieselbe Sprache. Außerdem gebe es noch gelbe Lahus; darüberhinaus zahlreiche weitere Tribes in den Berg- und Grenzgebieten Thailands (s. Karte). Im Laufe unseres Trekkings sollten wir noch ein Dorf der Karen besuchen, jenem Volk, das auch als „Long Necks“ (lange Hälse) bekannt ist.
Nun waren wir fast da. Oben angekommen hatten wir einen fantastischen Ausblick auf die umliegenden Wälder. Hier sollen noch wilde Tiger und Kobras die Dschungel durchstreifen. Die Tiere zögen sich aber immer weiter zurück, da der Tourismus, die Besiedlung und Landwirtschaft immer weiter vorrücke. Die Lahus lebten auch von der Jagd und müssten somit immer weiter in die Wälder vordringen, um beispielsweise Rehe und Wildschweine jagen zu können. Chai esse auch gerne Schlangen-Curry.
Abendessen mit Blick auf den Sonnenuntergang Unser einfacher Schlafplatz
Im Lahu-Dorf war alles sehr einfach. Hier lebten nur 60 Menschen. Die Menschen mussten hier weitgehend ohne Stromversorgung zurecht kommen – einige hatten Photovoltaik; es gab keine befestigte Straße und die Häuser bestanden aus Bambus. Durch die Schlitze in den Bambuswänden zog etwas Luft. Wir alle sollten in einer Hütte schlafen. Es gab sogar einfache Kaltwasserduschen, worüber wir sehr erfreut waren. Chai kochte unser Abendessen und wir nahmen es auf der Bambusterrasse vor unserer Hütte ein. Chai erzählte noch ein wenig über die Tribes der Gegend, über die Probleme mit den Drogen und dass sich der neue König von Thailand gar nicht um die armen Menschen kümmere – der alte wäre der beste gewesen. Bald gingen wir schlafen.
Unter uns schliefen die Hühner und Hunde, getrennt durch nicht mehr als den dünnen Bambusboden. Letztere bellten noch spät nachts, jedes Mal, wenn jemand am Haus vorüber ging. Bald waren wir aber auf unseren einfachen Lagern eingeschlafen. Die Nachtruhe währte jedoch nicht lange. Schon um 5 Uhr morgens weckten uns die Gockelhähne mit ihrem Gekrähe. Um halb 8 standen wir dann auf und machten uns für den Aufbruch fertig. Chai bereitete einstweilen unser Frühstück – Rührei mit Toast, Kaffee, Kakao und Tee. Bei schönster Aussicht genossen wir unser Essen. Dann marschierten wir auf der anderen Seite den Berg hinunter. Wer hätte gedacht, dass bergabgehen so anstrengend sein kann! Auf dem Weg begegneten wir einem Pick-up der Polizei, voller mit Gewehren bewaffneter Polizisten. Sie winkten uns freundlich zu. Chai erzählte uns, dass sie zum Lahu Dorf fahren würden, um dort einen Dieb zu verhaften. Gestern soll er den Akku einer Photovoltaik-Anlage gestohlen haben. Die Dorfbewohner hätten ihn bald ausgeforscht und in der Schule festgehalten. Die Polizisten brauchten ihn nur mehr mitzunehmen.
Aber auch Drogen sind immer noch ein großes Problem in der Bergregion, denn bis vor 30 Jahren florierte hier der Opium-Handel. Wir befanden uns mitten im goldenen Dreieck. Alle Bauern hier hatten damals Opium angebaut. Das Opium schädigte die Menschen so schwer, dass dem Anbau Einhalt geboten wurde. Heute leben die Bauern vom Anbau von Kaffee, Tee, Avokados, Papayas, Reis, Bananen u.a. Aber immer noch würden geringe Mengen Opium und auch Marihuana angebaut werden. Erst vor einem Monat sei ein Kollege von Chai, der auch mit Drogen handelte, verhaftet und ins Gefängnis gebracht worden sein, hatte Chai uns am Vorabend erzählt. Viele würden dann nach ein bis zwei Jahren wieder freikommen, wieder dealen und wieder eingesperrt werden. Dieser Kreislauf würde für viele zur Normalität werden. Manchen Bergbewohnern – vor allem älteren – sieht man die Schäden der Droge an. Chai erzählte uns, dass viele „crazy“ seien. Man würde sie an den abgemagerten Körpern erkennen, meinte er.
Wir stiegen steil den Berg hinab bis wir auf einen wunderschönen Wasserfall stießen. Natürlich kühlten wir uns gleich ab.
Im Elefantencamp
Zum Pick-up waren es vom Wasserfall nur mehr 5 Minuten; wir wurden zum Elefantencamp gebracht. Es lag am schon gestern beim Rafting besuchten Mae Taeng River und war riesig. An der Größe der Anlage war zu erkennen, dass das Camp für große Touristengruppen ausgelegt war. In der Hochsaison war es hier bestimmt nicht so ruhig …
Zuerst wurden wir mit elefantentauglicher Kleidung ausgestattet – sie war zwar nicht stylisch aber praktikabel. Dann bekamen wir jeder gut 5 Kilo Bananen, um die Tiere zu füttern. Anschließend ritten wir eine Runde durch das Camp ohne Sattel. Jeweils zwei und der jeweilige Mahout auf einem Tier. Wir konnten nicht erkennen, dass die Tiere irgendwie misshandelt wurden. Aber bei der Dauer, die wir dort waren, ist das schwer zu beurteilen. Die Tiere fühlten sich ganz wunderbar an – man fühlte eine besondere Verbundenheit durch den direkten Hautkontakt. Zum Abschluss durften wir die Tiere im Fluss waschen, was die Elefanten sichtlich genossen. Aber die Mahouts bleiben ständig in der Nähe. Chai hatte uns erzählt, dass die westlichen Touristen gerne nicht angekettete Tiere sehen würden. Dass dann die Verletzungsgefahr aber enorm steige, bedenke man nicht. Auch Mahouts wären schon von „ihrem“ Tier getötet worden. Das käme leider immer wieder vor.
Dorf der Karen (Long Neck)
Nach den Elefanten besuchten wir ein Dorf des Karen-Tribe, einer usrpünglich aus Burma stammenden Volksgruppe. Es lag gleich nebenan. Die Menschen leben heute fast ausschließlich vom Touristmus. Am Verkaufsstand jedes Hauses saßen die Frauen mit dem typischen Halsschmuck, der ihre Hälse verlängerte. Für ein kleines Trinkgeld von 5-10 Baht konnte man ein Foto machen. Chai zeigte uns eine der Halsketten (ohne Frau) und ließ uns ihr Gewicht fühlen. Es war wesentlich schwerer als gedacht; gut 1 – 2 kg musste jede Frau je nach Lebensalter tragen; und jedes Jahr würde der Schmuck erneuert, d.h. um eine Windung verlängert werden. Mit 3 – 4 Jahren bekämen die Mädchen ihre erste Kette. Allerdings, so meinte Chai, völlig freiwillig.
Bamboo Rafting
Nach dem Mittagessen im Elefantencamp ging es nahtlos zum Bamboo-Rafting. Die Bambusfloße wurden mit Sitzgelegenheiten ausgestattet und von jeweils zwei Bootsfahrern mit langen Bambusstöcken gelenkt. Auch hierbei saßen wir ein paar Mal auf, da der Fluss sehr wenig Wasser führte.
Trekking zum Dorf der „Black Lahu“
An der Ausstiegsstelle verabschiedeten wir Vladimir (er hatte nur zwei Tage gebucht) und gingen mit Chai allein weiter. Das nun folgende Trekking führte uns zu unserem nächsten Nightspot. Er lag im Dschungel, allerdings in der Ebene und nicht am Berg. Wir waren wieder völlig von der Außenwelt abgeschlossen. Nach dem 45-minütigen Marsch durch Kautschuk- und Obstplantagen waren wir angekommen. Eine Hütte für uns und eine für die Besitzer. Viele Hunde bewachten den Ort. Es waren noch sieben; Chai erzählte, dass es einmal 30 gewesen wären. Auf der Suche nach Fressen (die Hunde bekamen sehr wenig) wären sie in den Dschungel gegangen und von Schlangen und Tigern dezimiert worden. Die Tiere stritten sich mit den Hühnern um jedes Reiskorn, was uns wirklich beunruhigte. Chai richtete unsere „Betten“ her und kochte dann in der „Küchenhütte“ über offenem Feuer unser Abendessen. Nach dem zweiten Tag ging es uns schon gar nicht mehr gut. Es war so heiß gewesen, dass wir völlig ausgelaugt in die Betten fielen.
Am nächsten Morgen versuchten wir, so schnell wie möglich startklar zu sein, um der größten Hitze des Tages zu entgehen. Wir marschierten schon kurz nach 8 Uhr los zu Chais Heimatdorf. Es lagen ca. 8 km Fußmarsch vor uns. Der dritte Tag war anstrengender als gedacht. Schon am Vorabend wollten wir Chai sagen, dass wir abbrechen wollten, aber er erzählte uns, dass er uns morgen seiner Familie vorstellen wolle und sein Dorf schon mehrere Wochen nicht besucht hätte. Da konnten wir einfach nicht „nein“ sagen. Um ca. 11.30 Uhr waren wir in Chais Dorf, einem Dorf der „Black Lahu“ angekommen. Es war sehr einfach; die Enwohner musterten uns wie Außerirdische, grüßten aber alle freundlich. Im Haus von Chais Eltern aßen wir zu Mittag und wurden dann per Pick-up zurück nach Chiang Mai gebracht. Allein die Autofahrt zurück in die Stadt dauerte 1,5 Stunden.
Zurück in Chaing Mai checkten wir wieder in unserem Hotel ein und genossen alle Vorzüge der Zivilisation: saubere Duschen, Klimaanlage, weiche Betten. Damian ging es aber plötzlich schlecht. Er hatte starke Kopfschmerzen und Fieber. Wohl ein Hitzschlag. Er bekam Mexalen und fühlte sich bald wieder besser. Die letzten Tage hatten uns tatsächlich die letzten Kräfte geraubt.
Kostenfaktor
3 Tage und 2 Nächte (1.400 pro Erw. und 1.200 Baht für Damian) inkl. Verpflegung und Programm: Orchideen-Farm, Bamboo Rafting, White Water Rafting, lange Trekkings, Baden im Wasserfall und Besuch eines Dorfs der Karen (Long Neck), Elefantenbaden, Transporte und viele interessante Storys von unserem Guide!
Reisezeit
Wir buchten die Tour im Mai 2019. Hochsaison ist von November bis März.
Unser nächster Stopp
Nach unserem Trekking in Chiang Mai fuhren wir per Bus in die Nachbarprovinz nach Chiang Rai. Dort musste Damian an seinem Geburtstag ins Krankenhaus. Hier die ganze Geschichte …